Bundesverdienstkreuz für Ute Schallenberg

Die Isselhorsterin wird für ihr Engagement für die evangelische Kirchenmusik und den Heimatverein im Kirchspiel sowie für ihre Arbeit mit Geflüchteten ausgezeichnet.

Das Bundesverdienstkreuz am Band bekam Ute Schallenberg von Landrat Sven-Georg Adenauer (l.) überreicht. Daneben, mit Präsentkorb, Ehemann Wolfgang Schallenberg und Bürgermeister Matthias Trepper. Foto (c) 23.9.2025/NW/Matthias Gans

Das Bundesverdienstkreuz am Band bekam Ute Schallenberg von Landrat Sven-Georg Adenauer (l.) überreicht. Daneben, mit Präsentkorb, Ehemann Wolfgang Schallenberg und Bürgermeister Matthias Trepper. Foto (c) 23.9.2025/NW/Matthias Gans

Gütersloh. Eine Beethovenmesse singt auch ein guter Chor nicht nebenbei. Dass dies der Isselhorster Kantorei am vergangenen Sonntag so bravourös gelang, hat auch mit Ute Schallenberg zu tun. Ohne ihr jahrzehntelanges Engagement hätte die Kirchenmusik in Isselhorst mit Kantorin Birke Schreiber nicht diesen Stand und diese Qualität, die am Sonntag erneut viel Beifall fand. Dafür erhielt Ute Schallenberg am Montag aus den Händen von Landrat SvenGeorg Adenauer das Bundesverdienstkreuz am Bande.

„Ute Schallenbergs Wirken in Isselhorst ist ein Dreiklang aus Musik, Kultur und Menschlichkeit“, schlug Adenauer einen musikalischen Ton in seiner Laudatio an. „Ohne Ihr Engagement würde in Isselhorst ein Grundton fehlen, auf dem vieles aufbaut.“ „Ute Schallenbergs Herz schlägt im Takt der Gemeinde“, erinnerte Adenauer an ihren Eintritt in den evangelischen Kirchenchor Isselhorst im Jahr 1984. In den 80er und 90er Jahren war die 1949 in einen Bielefelder Pastorenhaushalt als eines von sieben Kindern Geborene auch im Presbyterium aktiv. „Die Liebe zur Musik und ihr Glaube spornte sie an, noch mehr zu tun.“

So setzte sie sich für die Aufwertung der Kirchenmusik ein, indem sie sich für die Einrichtung einer Kantorenstelle einsetzte, die zuerst vom Ehepaar Dorothee Bauer und Thomas Meyer-Bauer besetzt wurde. Damals wurden die Grundlagen für das an alle Altersklassen gerichtete Angebot geschaffen: Neben dem Ausbau der Kantorei gehörte dazu ein Spatzenchor für die Kleinen und ein Seniorenchor. Birke Schreiber, Kantorin seit 2003, die am Piano und mit Mitgliedern der Kantorei die Feierstunde in der Bartels-Villa begleitete, hat weitere Akzente. So ist unter anderem ein Babysingen höchst erfolgreich im Programm.

Als der schnell einsetzende Erfolg der Arbeit dazu führte, dass die Gemeinde immer mehr Geld für Musik ausgeben musste, beschloss Ute Schallenberg, mit Gleichgesinnten einen Förderverein für Kirchenmusik zu gründen. 25 Jahre, bis 2023, wirkte sie als Vorsitzende. Und zwar so „außerordentlich erfolgreich“, dass die Gemeinde nie wieder Geld habe zuschießen müssen, wie Adenauer betonte.

Bis zu 20 Stunden wöchentlich habe Ute Schallenberg ehrenamtlich gearbeitet. „Das ist der Umfang einer Teilzeitstelle, und das bei einer Mutter von vier Kindern, die in Vollzeit als selbstständige Ernährungs- und Vitalstoffberaterin gearbeitet hat“, so Adenauer.

Häufig habe sie ihre privaten Vorhaben nach den Terminen des Fördervereins ausgerichtet und auch ihre Familie in die Aktivitäten mit eingebunden. Deshalb gebühre auch Wolfgang Schallenberg, ehelicher „Duettpartner“ seit 1976, und den vier Kindern sein Dank.

Ob die Anschaffung einer Truhenorgel für mobile Einsätze oder die Organisation des Trödelmarkts zu Fronleichnam – „immer geht es ihr auch darum, Menschen zusammenzuführen“. „Ihre Zuwendung kennt keine Grenzen“, leitete Adenauer Schallenbergs Unterstützung zweier geflüchteter jesidischer Familien in Niehorst als Patin ein. „Diesen gab sie Heimat, Orientierung – und Herzenswärme.“

Für den Dorf- und Heimatverein sprach Siegfried Kornfelds ehrende Worte. Im Heimatverein habe ihm Ute Schallenberg ungeliebte Arbeit abgenommen: Neben viel Papierkram das Organisieren und Durchführen von Fahrten und Freizeiten. „Du hast nur vor Ideen so gesprüht. Und du hast sie auch umgesetzt“, so Kornfeld. Ute Schallenberg sei eine bekennende Christin. „Ich habe sie oft mit einem Kirchenlied auf den Lippen gehört, aber nie mit einem frommen Spruch.“ Dass „die Sache Jesu“ weitergeht, daran trage sie in Isselhorst einen großen Anteil.

Reinhard Kölsch, ehemaliger Pfarrer in Isselhorst, bezog die Präambel des Grundgesetzes – „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“ – auf Wirken: „Der Staat ist darauf angewiesen, dass sich Menschen aus eigener Verantwortung engagieren.“ Dafür werde Schallenberg exemplarisch geehrt.

Diese wiederum gab sich in ihren Dankesworten bescheiden. „Wer wie ich im Pfarrhaus groß geworden ist, der weiß: Ehrenamt ist keine Leistung, sondern Alltag.“ Das Organisationstalent habe sie von ihrer Mutter geerbt. „Die Kirchenmusik hat mich geprägt, ebenso die Offenheit nach draußen“, erinnerte Schallenberg daran, dass ihre Eltern ihr Kontakte ins Ausland ermöglicht hätten.

Ihr Dank galt vielen Wegbegleiterinnen – und -begleitern, ihren vier Kindern (zwei Söhne wohnten der Feierstunde bei) und ihrem Ehemann Wolfgang. „Durch dich wurde vieles möglich.“ Und dann stellte sie klar: „Das Bundesverdienstkreuz steht als Symbol für ein Engagement, das eigentlich ein Gemeinschaftswerk ist. Ich nehme es dankbar an für alle, die mitangepackt, mitgesungen und manchmal auch mitgelitten haben. Und es ist eine Ermutigung, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen.“

Matthias Gans

Neue Westfälische, 23.09.2025. Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion

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