Rezensionen: „Die Glocke“ / „Neue Westfälische“
Zweites Festkonzert zum hundertjährigen Bestehen der Evangelischen Kantorei Isselhorst vom 29. Dezember 2024
Die Ausführenden:
Evangelische Kantorei und Jugendkantorei Isselhorst
Barockorchester „Concert Royal Köln“
Sopran: Alina Palus
Alt: Julia Spies
Tenor: Jonathan Dräger
Bass: Jakob Kreß
Leitung: Birke Schreiber
„Jauchzet, frohlocket!“ – Zum krönenden Abschluss des Jubiläumsjahres zum 100-jährigen Bestehen der Kantorei sangen die Ev. Kantorei und die Jugendkantorei Isselhorst das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach, begleitet vom Barockorchester „Concert Royal Köln“ auf historischen Instrumenten.
In der mit rund 600 Besucherinnen und Besuchern voll besetzten Isselhorster Kirche gab es nach der Aufführung stehenden Applaus für alle Ausführenden.
Bilder von der Aufführung am 29. Dezember 2024
![Applaus nach der Aufführung des Weihnachtsoratoriums am 29.12.2024. Foto: B. Giesenbauer](https://www.kirchenmusik-in-isselhorst.de/wp-content/uploads/2025/01/WO_BGiesenb_13_1500-300x169.jpg)
![Applaus nach der Aufführung des Weihnachtsoratoriums am 29.12.2024. Foto: B. Giesenbauer](https://www.kirchenmusik-in-isselhorst.de/wp-content/uploads/2025/01/WO_BGiesenb_11_1500-300x169.jpg)
![Konzentration bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums 2024. Foto: B. Giesenbauer](https://www.kirchenmusik-in-isselhorst.de/wp-content/uploads/2025/01/WO_BGiesenb_03_1500-300x169.jpg)
![Konzentration bei der Aufführung des Weihnachtsoratoriums 2024. Foto: T. Limberg](https://www.kirchenmusik-in-isselhorst.de/wp-content/uploads/2025/01/WO3_limberg_1500-300x135.jpg)
![Applaus nach der Aufführung des Weihnachtsoratoriums am 29.12.2024. Foto: T. Limberg](https://www.kirchenmusik-in-isselhorst.de/wp-content/uploads/2025/01/WO4_limberg_1500-300x135.jpg)
„Die Glocke“ vom 30. 12. 2024:
Jubiläum der Kantorei Isselhorst mit krönendem Abschluss
Das Abschlusskonzert des Jubiläumsjahres der Kantorei Isselhorst hat mit Bachs Weihnachtsoratorium 600 Gäste begeistert.
Von Bernd Heumüller
Gütersloh (heu) – Hundert Jahre Evangelische Kantorei Isselhorst – und was für ein überwältigendes Konzert zum krönenden Ausklang des ohnehin schon ereignisreichen Jubiläumsjahres 2024. Dass für dessen Aufführung nur ein Schwergewicht aus der eng besetzten Oberliga der Musikgeschichte in die engere Auswahl kommen könnte, war dabei für die in allen Belangen gut aufgestellte, mit weit überdurchschnittlicher Leistungsfähigkeit ausgestattete Chorgemeinschaft mit Kantorin Birke
Schreiber an ihrer Spitze von Anfang an ausgemachte Sache.
Wahrhaft himmlische Klänge
„Im Himmel wird Bach gespielt“, lautet eine nicht selten geäußerte Vermutung, und wenn sie zutrifft, dann wurde den zahlreichen Musikfreunden in der mit 600 Plätzen restlos ausverkauften evangelischen Kirche das seltene Geschenk zuteil, zu Zeugen seraphischer Himmelsklänge zu werden. Denn mit den ersten drei Kantaten des Weihnachtsoratoriums, BWV 248, von Johann Sebastian Bach erfüllten wahrhaft himmlische Klänge den weiten Kirchenraum bis in den letzten Winkel, ist das populärste aller Bach-Werke doch durch und durch von überschäumender Freude über die Menschwerdung des Gottessohnes gekennzeichnet, und es war gerade dieser Aspekt, der die Jubiläumsaufführung so unverwechselbar gekennzeichnet hat.
Das verdeutlichte schon der Eingangschor mit seinen schon sprichwörtlichen Pauken und Trompeten, für zahllose Menschen rund um den Erdball der Inbegriff des Weihnachtsfests schlechthin. In traumhafter Kongruenz schufen Kantorei, Solisten und das Barockorchester „Concert Royal Köln“ eine Atmosphäre ansteckender Freude und mitreißender Begeisterung, die sich ohne Umwege über den Kopf direkt ihren Weg in die Herzen der Zuhörer bahnten.
Gesangliche Höchstform
Das bei renommierten Festspielen ebenso gefragte wie gefeierte Orchester, fest in Barocker Tradition verwurzelt, schuf mit seinem Spiel auf Instrumenten nach historischen Vorbildern, sowohl als geschlossenes Ensemble als auch in den Solopartien von Violine, Flöte oder Oboe ein authentisches Klangbild, das mit modernen Konzertinstrumenten in dieser Form nicht zu erzielen ist.
Bildeten Chor und Orchester schon eine traumhafte Symbiose, so gilt dies ungeschmälert auch für die Solisten. Einzeln berauschten sie durch die Leuchtkraft ihrer Stimmen über den gesamten Ambitus hinweg und im Duo von Alina Palus (Sopran) und Jakob Kreß (Bass) einerseits sowie von Julia Spieß (Alt) und Jonathan Dräger (Tenor) andererseits bereicherten sie sich gegenseitig und schwangen sich so zu immer neuer gesanglicher Höchstform auf. Stets das Große und Ganze wie auch das kleinste Detail im Blick, formte und leitete Kantorin Birke Schreiber das fast dreistündige Geschehen. Nicht enden wollender Applaus mit anhaltenden stehenden Ovationen prasselten auf die Protagonisten im Chorraum nieder. Ad Multos annos!
„Neue Westfälische“ vom 30. 12. 2024:
Historisches Chorjahr endet mit festlichem Klang
Der Isselhorster Kirchenchor begeistert mit Johann Sebastian Bachs Weihnachtsoratorium
Rainer Gerbaulet
Gütersloh. Als Albert Eickholz im Jahr 1924 loszog, um Mitglieder für einen Kirchenchor der evangelischen Gemeinde Isselhorst zu gewinnen, hätte er sich damals vorstellen können, dass das hundertjährige Bestehen dieser Gesangsgemeinschaft mit zwei so großen, so anspruchsvollen und so unterschiedlichen Werken wie Mendelssohns „Lobgesang“ im Frühjahr und den ersten drei Kantaten des „Weihnachtsoratoriums“ von Johann Sebastian Bach zwischen den Jahren zelebriert werden würde? In einer bis auf den letzten Platz besetzten Isselhorster Dorfkirche klang dieses historische Chorjahr auf besondere Weise festlich aus.
Wuchtig brach der Eröffnungschor „Jauchzet, frohlocket!“ geradezu aus der Chorgemeinschaft heraus, die Freude, die Bach hier wie in kaum einem anderen Werk hervorrufen will, wurde von jeder einzelnen Stimme des knapp 60-köpfigen Chores sowie deren Gesangnachwuchs, den Spatzen, in den Kirchenraum getragen. Ein durchweg souveränes instrumentales Fundament stellte von Anfang an das „Concert Royal Köln“ dar, das insbesondere bei den Arien und Accompagnato-Rezitativen mit dem Einsatz von Instrumenten jener Zeit auch einen harmonischeren, weicheren Begleitklang zu erzeugen verstand; hier sind insbesondere die Flöten- und Oboenpassagen hervorzuheben, die so deutlich weniger scharf klingen, als wenn sie mit modernen Holzblasinstrumenten vorgetragen würden. Aber auch die Naturtrompeten, die in der ersten und dritten Kantate ihren Einsatz haben, klingen bei allem festlichen Klang hier stets etwas weicher, harmonischer.
Bei der Wahl ihres Tenors und Soprans griff Birke Schreiber auf Bewährtes zurück: Alina Palus konnte ihre Stärken als lyrische Sopranistin ausspielen, speziell ihr Duett mit Jakob Kreß (Bass) in der dritten Kantate „Herr, Dein Mitleid, Dein Erbarmen“ wusste die Zuhörer zu verzaubern.
Jonathan Drägers Tenor beeindruckte aufs Neue: auch ihm ist das Lyrische geläufig, wie er neben seiner Rolle als Evangelist in seiner Arie „Frohe Hirten, eilt, ach eilet“ eindrucksvoll bewies. Jakob Kreß‘ beweglicher, eleganter Bass gab der Arie „Großer Herr, o starker König“ seine eigene Prägung, und – last but certainly not least – Julia Spies wusste mit ihren Arien „Bereite dich, Zion“ sowie speziell mit „Schlafe, mein Liebster“ Ohren und Herzen des Publikums zu gewinnen.
Allen vier Solisten war eigen, dass sie sich dem eher kammermusikalisch gehaltenen Bach’schen Klang hingaben und ein wunderbares Wechselspiel mit Flöte oder Oboen zelebrierten.
Birke Schreiber ist es einmal mehr auf beachtliche Weise gelungen, in der Isselhorster Kirche ein musikalisches Großprojekt auf die Beine zu stellen. Es soll auch auf keinen Fall unerwähnt bleiben,
dass sie die numerische Ungleichheit zwischen Sopran- bzw. Altstimmen zu Tenor und Bass mit geschicktem, souveränem Dirigat gekonnt auszutarieren verstand, so dass der Chor als Ganzes harmonisch und ausgeglichen wirkte. Im Anschluss auf den langanhaltenden Schlussapplaus ergriff der Vorsitzende des Heimatvereins, Henner Schröder, das Wort, wies auf das im September 2025 geplante Projekt der C-Dur-Messe von Beethoven hin und überreichte ihr eine Partitur des Werks. Dann kann es ja weitergehen.
Die Veröffentlichung der Beiträge erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Autoren
![plakat-weihnachtsoratorium-300 Plakat Weihnachtsoratorium 2024](https://www.kirchenmusik-in-isselhorst.de/wp-content/uploads/2024/11/plakat-weihnachtsoratorium-300.jpg)